Grundgedanken unserer Arbeit

Wir möchten kurz beschreiben, wie wir uns eine FAU Frankfurt (Oder) vorstellen. Es ist dabei wichtig zu wissen, dass es heute unserer Meinung nach immer noch Konflikte zwischen Reichen und Armen gibt, ähnlich wie in der Vergangenheit zwischen Bourgeoisie und Proletariat. Heute ist dieser Klassenkampf dadurch geprägt, dass es Jahr für Jahr neue Angriffe auf die Lebensstandards vieler Menschen in unserer Umgebung gibt. Abgesehen von diesen Angriffen scheint es leider sowieso als Grundlage unserer Gesellschaft zu gelten, dass Menschen das Recht haben, über andere zu regieren und sie auszubeuten. Wir möchten dem ein Ende setzen und haben die Überzeugung, dass es möglich ist eine Welt zu erschaffen, in der alle frei, selbstbestimmt und solidarisch miteinander leben können. Für eine solche Welt setzen wir uns ein.

[++Seid realistisch, fordert das Unmögliche!++]
Unser Ziel als AnarchistInnen ist die Verbesserung der Lebensverhältnisse und möchten uns daher in der FAU organisieren. Als ein Teil in der anarchosyndikalistischen Gewerkschaftsbewegung ist es aber nicht ausschließlich unser Ziel Angestellte und ArbeiterInnen zu organisieren, sondern alle Menschen zu erreichen, die früher oder später ihre Existenz nur dadurch sichern können, indem sie ihre Arbeitskraft verkaufen, also SchülerInnen, Studis, Azubis, MigrantInnen und Arbeitslosengeld-EmpfängerInnen. Außerdem vertreten wir die Meinung, dass auch sie alle gewissermaßen von Ausbeutung betroffen sind.
Zwar möchten wir als Gewerkschaft die Rechte der Angestellten im Betreib verteidigen, aber dabei nicht stehen bleiben. Wir machen uns dafür stark, dass wir eines Tages in der Lage sind, Fabriken, Landwirtschaft, Kultur, Verkehr usw. selber in die Hand zu nehmen und zu organisieren. So ist das Eigentum, und damit die Macht einer kleinen Elite der Menschheit gebrochen.

[++Parteien sind zum Schlafen da - und zum schrecklichen Erwachen++]
Nur wenn die Mittel unserer jetzigen Politik auch mit dem Ziel übereinstimmen, können wir es erreichen. Davon gehen wir zumindest aus. Das bedeutet für uns, dass wir uns herrschaftslos und hierarchiefrei organisieren wollen, ohne Vorstände, Vorsitzende oder Funktionäre, um eine wirklich freie Gesellschaft zu erreichen. Daraus folgt, dass wir eine Organisation in Parteien ablehnen. Heute ist es oft so, dass in Parteien eine gewisse "Parteidisziplin" vorherrscht. Der Vorstand bestimmt, was zu tun ist. Bei der Willensbildung über den politischen Kurs wird dann die Basis oft außen vor gelassen. Einer entsprechenden Änderung steht "Parteibürokratie" im Weg. Wir haben deshalb das Gefühl, dass die Basis in Parteien lediglich zwei Aufgaben zu erfüllen hat: Straßenwahlkampf und Mitgliedsbeiträge zahlen. Um die große Politik kümmern sich andere. Eine Folge ist Demoralisierung und Vereinzelung.
Das Problem wird nur konsequent abgeschafft, wenn es keinen Vorstand bzw. es keine Leute gibt, die mehr zu sagen haben als andere. Wir sehen die FAU als einen Versuch an, wo jede/r gleichberechtigt ist. Niemand soll über jemand anderen bestimmen. Die Idee der Freiheit und der Selbstbestimmung würde dadurch nicht schon vorher durch eine hierarchische StellvertreterInnenpolitik und -organisation verwässert werden. Wir lehnen es daher ab, unsere Interessen an StellvertreterInnen abzugeben und uns in Parteien für PolitikerInnen instrumentalisieren zu lassen.

[++Verteilt die Macht, damit sie keinen mächtig macht!++]
Wir Anarchist/innen lehnen die Beteiligung an Parlamentswahlen ab. Die vielen Interessen können nicht von einigen ParlamentarierInnen-Schlafmützen vertreten werden. Wir werfen ihnen vor, die Probleme und Konflikte nicht aus ihrer gesellschaftlichen Stellung erkennen zu können. Das parlamentarisch-demokratische System in der BRD nimmt mehr und mehr oligarchische Züge an. Viele dieser "VertreterInnen des Volkes" werden früher oder später als HandlangerInnen der Unternehmen tätig. Deshalb möchten wir hingegen unsere Interessen selbst vertreten. Es sind immerhin unsere. Um sie zu erreichen setzen wir direkte Aktionen ein. Das Problem soll also auf direktem Weg gelöst werden, ohne jahrelang mit ParlamentarierInnen oder einem Gericht zu verhandeln. Dadurch würde das Anliegen nur verschleppt werden.

[++Die Übertreibung ist Anfang der Erfindung++]
Was wollen wir in Frankfurt (Oder) unternehmen? Wir sind eine sehr junge Gruppe. Einige gehen zur Schule, andere sind auf Hartz IV angewiesen, wieder andere machen Zivildienst. Wir wollen versuchen, in erster Linie die Idee des Anarchismus unter die (jungen) Leute zu bringen, ihnen zu zeigen, dass Revolte Spaß macht und wichtig ist. Kurz: Wir wollen eine anarchistische Kultur in Frankfurt (Oder) schaffen. Dazu gehört es auch, dass mensch versteht, was Anarchie bedeutet. Wir wollen das Klischee von Chaos und Gewalt aufbrechen, uns aber auch immer selbst bilden. Wir wissen noch längst nicht alles über dieses Thema.
Auch wenn wir eine junge und noch kleine Gruppe sind, denken wir, dass wir eines Tages auch in die Betriebe gehen und/oder Aktionen in der Agentur für Arbeit machen werden. Kapitalismus wird an diesen Orten am effektivsten getroffen. Wir möchten Menschen ihre Situation zeigen. Sie sollen merken, dass sie Tag für Tag verarscht und ausgebeutet werden. Viele merken das nicht. Wir wollen diese Menschen wachrütteln, ihnen Perspektiven für ein Leben jenseits von Demütigung, Ausbeutung und Zwang zeigen, ihnen Selbstvertrauen geben.
Auch spätestens seit April 2005 wurde durch eine 4-tägige Hausbesetzung, die gewalttätig vom Staat beendet wurde, das Verlangen nach einem Sozialen Zentrum in Frankfurt (Oder) deutlich. Die Stadtoberen versprachen zwar Mitarbeit, aber natürlich tat sich nichts. Statt dessen folgte eine nie gekannte Repressionswelle gegen libertäre Kräfte. Wir wollen das Anliegen, die Erschaffung eines Sozialen Zentrums, wieder in die Öffentlichkeit und auf die Tagesordnung der Lokalpolitik bringen. Insgesamt verfolgen wir das Ziel, mittel- und langfristig eigene Strukturen jenseits der gegenwärtigen Unterdrückungsmechanismen aufzubauen. Das fängt bei einem FAU-Obstgarten an, geht über das Soziale Zentrum bis zur FAU-Arztpraxis...
Außerdem verfolgen wir das Ziel, faschistische und neonazistische Gruppierungen in unserer Stadt und in unserer Umgebung zu bekämpfen. Der Faschismus bleibt aus unserer Sicht die größte Gefahr für ein freies Leben.
Auch die Entwicklung der FAU in Brandenburg ist uns wichtig: Neben den Ortsgruppen und Syndikaten in Gransee, Potsdam und Berlin (und hoffentlich nun auch in Frankfurt/O) würden wir uns freuen, mit weiteren Gruppen zusammenarbeiten zu können.

Um diese Ziele zu erreichen, haben wir uns auch einige Gedanken über Aktionen gemacht. Wir möchten uns aber nicht in blinden Aktionismus stürzen, sondern uns immer im klaren sein, warum wir dies und jenes machen und welche Hoffnungen wir damit verfolgen. Hier nun einige Aktionsideen (abgesehen von direkten und/oder spontanen Aktionen):

• Vokü
• Videoabende (Dokus über soziale Bewegungen, Widerstand, Proteste usw. mit Diskussion)
• Infoveranstaltungen (Diskussionen, Vorträge, (Vor)Lesungen)
• Seminare
• Infostände
• Kundgebungen
• (Kunst)Ausstellungen
• Mitarbeit bei DA (Artikel verfassen usw.)
• Konzerte, Partys, Kneipenabende

In diesem Sinne wollen wir als einen Teil der FAU auftreten.

*Überschriften sind Zitate von Proudhon